Zu Besuch in Schwarzbrunn

Am frühen Morgen des 1. August 1753 besteigen zwei prominente Mitglieder einer gelehrten Innsbrucker Gesellschaft ihre Pferde und reiten über Windegg ins Voldertal. Nach einer Aufenthalt im Volderwildbad lassen sich Graf Joseph von Fieger und den Regimentsrat Gottfried Feiherr von Elsasser trotz des schlechten Wetters nicht vom Ziel ihres Forschungsritts abhalten, dem Schwarzbrunn. Mit von der Partie ist jetzt auch der Bruder von Gottfried, Amadeus Freiherr von Elsasser, der sich in Volderwildbad aufgehalten hatte. Doch warum nehmen die drei die Strapazen auf sich?

Bei Schwarzbrunn entspringen mehrere Quellen

Schwarzbrunn war damals schon 100 Jahre als Heilquelle bekannt. Schon 1656 suchte ein gewisser Joachim Trojer um die Erlaubnis an, dort ein Wildbad zu errichten. Die Haller Saline vereitelte sein Vorhaben aus Angst um das Holz im Voldertal, das doch für das Haller Pfannhausamt verkohlt oder anderwertig aufgebraucht werden könnte. Obwohl sich verschiedene Ärzte positiv zur Heilkraft des Wassers äußerten, stemmte sich die Saline mehrfach gegen eine Erschließung. Als Argument wurde nicht nur die Sorge um genügend Holz ins Feld geführt, sondern auch Angst vor „liederlichem Gesindel“ oder die Branntweinhütte mit ihren „Sünd und Lastern“ im Schwarzbrunn mussten herhalten. Dabei ist zu sagen, dass die Branntweinhütte gar nicht beim Schwarzbrunn stand, sondern oberhalb vom Klausboden, also fast eine Gehstunde weiter oben.

Die Salinenverwaltung beanspruchte im Voldertal praktisch das gesamte Holz für sich

Doch den drei adeligen Reitern ging es in erster Linie weder ums Wasser noch ums Holz. Sie hatten sich auf die Suche nach einem besonderen Stein gemacht: dem Veilchenstein. Den hofften sie im Voldertal zu finden. Dabei ging es ihnen nicht um den Stein selbst, sondern um einen rötlichen Überzug, der angeblich nach Veilchen duftet. Gebildet werden die Überzüge von einer Grünalge, die trotz ihres Namens rot ist und lateinisch Trentepohlia iolithus heißt.

Ein Felsblock mit roten und gelben „Grünalgen“

Natürlich waren sie auch an der Qualität des Wassers interessiert. Als Indikator für die hervorragende Qualität diente den gelehrten Herrschaften die Echte Brunnenkresse, die dort in den Quellbächen gedeiht. Das Wasser war äußerst begehrt und wurde auch in Volderwildbad zwei Stunden weiter talauswärts verwendet. Nachdem alle Ansuchen um Errichtung eines Bades an Ort und Stelle scheiterten, gab es dort lediglich eine kleine Galthütte, deren Grundmauern auch heute noch 20 Meter nördlich der Schwarzbrunn-Jagdhütte zu finden sind.

Die Grundmauern der um 1850 verfallenen Galthütte

Was war an dem Schwarzbrunn-Wasser besonders? Das von vielen Ärzten und Patienten hochgelobte Wasser besticht durch seine Reinheit, die möglicherweise durch die Holzkohleschichten im Quellbereich noch zusätzlich erhöht wurde. Die Heilwirkung des fast mineralfreien Wassers dürfte oft übertrieben dargestellt worden sein. Walter Grabherr berichtet von einer 1945 in Hall gestorbenen Baronin, die immer wieder zu Fuß nach Schwarzbrunn pilgerte und das Wasser talauswärts schleppte.

Auch bei der Jagdhütte fließt Quellwasser

Die Holzkohle im Boden gibt dem Schwarzbrunn auch seinen Namen. Hier wurde, wie auch anderswo im Voldertal, das Holz zu Holzkohle vermeilert. In der Saline selbst dürfte die Holzkohle kaum zum Einsatz gekommen sein, darauf hat mich Christian Neumann nach dem Artikel über die Köhlereien im Voldertal hingewiesen. Der Spezialist für die Geschichte der Saline Hall wies darauf hin, dass die Holzkohle durch die gemauerten Roste gefallen wäre und damit zum Beheizen der Sudpfannen nicht geeignet gewesen ist. Die Holzkohle dürfte aber in diversen anderen Betrieben Verwendung gefunden haben.

Die Vorbergreise ist nur wenige hundert Meter entfernt

1820 machte der Bergsturz aus der Vorbergreise nur wenige hundert Meter unterhalb von Schwarzbrunn den Bestrebungen, hier ein Heilbad zu errichten, ohnehin ein Ende. Infolge des Bergsturzes soll auch die Quelle fast ganz versiegt sein. Auch wenn es die historische Quelle heute nicht mehr gibt, entspringen im Nahbereich mehrere Quellen. Durch den nahen Bergsturz versiegte auch das Interesse, hier Baulichkeiten zu errichten. Selbst die Galthütte verfiel um die Mitte des 19. Jahrhunderts, nur ein Stall wurde notdürftig bis 1902 erhalten.

Nahaufnahme einer der „Grünalgen“ bei Schwarzbrunn

Statt dem Wasser wird in dem waldreichen Gebiet die Jagd interessant und so errichtet der Plattnerbauer Andrä Angerer aus Volders um 1909/1910 eine Jagdhütte. Doch schon etwa sechs Jahre danach beschädigt eine Staublawine die Hütte. 1927 wird die neue Schwarzbrunnen-Jagdhütte gebaut.

Die Jagdhütte

Die drei gelehrten Herrschaften hatten 1753 Erfolg mit ihrer Unternehmung. Sie fanden im Voldertal mehrere Plätze mit Veilchensteinen, unter anderem auch hier in Schwarzbrunn. Auch heute findet man hier zahlreiche Steine mit solchen Grünalgen. Möglicherweise handelt es sich nicht immer um die Art iolithus, sondern auch um Trentepohlia aurea. Auch wenn diese Algen viel häufiger als damals vermutet vorkommen, fällt rund um Schwarzbrunn auch heute ein Reichtum an Algen, Flechten und Moosen ins Auge. Oft sitzen sie auf Wurzelstöcken, anderswo auf einem der diversen Felsblöcke.

Die Flechte (möglicherweise Xanthoria elegans) sieht der Veilchen-Grünalge aus der Entfernung ähnlich

Um die Herkunft der Blöcke rankt sich auch die Sage vom Glungezerriesen. Geht man davon aus, dass nicht ein Riese die Felsblöcke ins Tal hat donnern lassen, wird ihre Gegenwart andere Gründe haben. Ein Teil verdankt sich Felsstürzen. So kamen bei einem Felssturz im Frühjahr 1938 einige Felsblöcke direkt im Voldertalbach zu liegen. Bei anderen Blöcken könnte es sich auch um Reste ausgewaschener Moränen handeln. Überhaupt verdankt sich die Verebnung beim Schwarzbrunn der Endmoräne eines Gletschers. Wie bei der Verebnung am Klausboden hat man das früher auch hier für eine Klause genutzt, um an ihrem unteren Ende das Holz talwärts weiter zu schwemmen.

Die Aussicht vom größten der Felsblöcke, allerdings mit Vorsicht zu genießen

Einer dieser Blöcke in Schwarzbrunn ist durch seine Größe besonders markant. Zudem wird der acht Meter hohe Felsklotz fast rundum von kleinen Bächen umflossen. Manche mag der Block zum Hinaufklettern verleiten, um die Aussicht von oben zu genießen. Den dritten Grad beim Klettern sollte man dafür aber sicher beherrschen.

Schwarzbrunn ist jetzt auch offiziell ein „Kraftort“

Schwarzbrunn ist zweifellos ein Ort mit einer mystischen Ausstrahlung. Beim zuständigen Tourismusverband Hall-Wattens hat man Schwarzbrunn zu einem „Kraftort“ gekürt und ihm auch einen lesenswerten Artikel gewidmet.

Quellen:

Nikolaus Grass und Walter Grabherr: Ein Forschungsritt zum Schwarzbrunnen im Voldertal. Tiroler Heimatblätter 24, 1949. H. 5/6, S. 82-85.

Walter Grabherr: Der Schwarzbrunnen im Voldertal bei Hall in Tirol. Tiroler Heimatblätter. 36, 1961, S. 115–120.

J. MAGIERA: Quartäre Ablagerungen in einigen Nebentälern des Sill- und des Inntals. Seite 203.

Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt 2005, S. 337f.

Der Bergsturz im Voldertal

Vor genau 200 Jahren, also im Februar 1820, ging im Voldertal aus der Ostflanke des Glungezers ein Bergsturz nieder. Der Bergsturz prägt auch heute noch das Erscheinungsbild des mittleren Voldertals und spiegelt sich in der Sagenwelt wieder.

Die Vorbergreise prägt das mittlere Voldertal

Es ist tiefer Winter, als die Bewohner im vorderen Voldertal ein Getöse und ein dumpfes Grollen hören. Es folgt ein heftiger Windstoß, der eine Wolke von gelbem Schnee durch das Tal hinausbläst. „Das furchtbare Krachen war noch einige Male während des Tages unheildrohend aus der Schlucht zu hören. Die tiefen Schneemassen verhinderten alle Nachforschungen; nur der Bach kündigte durch das Versiegen seiner Wässer jenes große Hindernis an, das seinen Lauf hemmte.“ Im Frühjahr sah man, dass eine ausgedehnte Weide auf dem Bergrücken verschwunden war „und ein gewaltiger Felsblock von gelber Farbe erhob sich an der gleichen Stelle vor dem erstauten Blick des unglücklichen Eigentümers der Wiese“. So zitiert Walter Grabherr in den Tiroler Heimatblättern einen Bericht, der 1826 auf französisch erschien.

Blick vom Haneburger auf die Vorbergreise

Wie Grabherr in seinem Artikel „Über einige beachtenswerte Naturereignisse im Rosenjoch im Voldertal bei Hall in Tirol“ schreibt, ist es nicht ganz sicher, dass sich der Bergsturz im Februar 1820 ereignete. Der 1826 erschienene französischsprachige Bericht spricht aber von dem Ereignis „vor sechs Jahren“ und auch die Volksüberlieferung spricht laut Grabherr für 1820. Dazu nennt Grabherr noch ein weiteres Faktum: Die Witterung in diesem Winter: In der Weihnachtswoche 1819 habe es ergiebig bis ganz hinauf geregnet und große Schneemengen seien geschmolzen. Danach sei es empfindlich kalt geworden, was die Frostsprengung begünstigte. Dadurch gab es gleichzeitig im Alpenraum mehrere Berg- und Felsstürze sowie Murenabgänge. So soll es Mitte Februar 1820 im Eingangsbereich zur Kranebitter Klamm bei Innsbruck einen größeren Felssturz gegeben haben.

Hier gab es von 1820 bis etwa 1900 einen See

Der Bergsturz aus der Vorbergreise staute den Voldertalbach auf und es bildete sich ein See, aus dem große Felsblöcke emporragten. Dieses Bild spiegelt sich auch in der Sage vom Glungezerriesen wieder. Eine etwas andere Version der Sage bietet die Erzählung von einem ergrimmten Rautenkönig vom Rosenjoch, der die Burg des Königs auf Tulfein samt dem König und seinen sieben schönen Töchtern in das Tal hinabstürzen lies, wo sie im Schwarzbrunnsee versanken. Anfang des 20. Jahrhunderts war der maxmimal zwei Meter tiefe See wieder zugeschottert und damit verschwunden.

Auch heute gibt es immer wieder kleinere Felsstürze

Doch immer wieder kam es auch später aus der Vorbergreise zu Felsstürzen, wie etwa auch die Innsbrucker Nachrichten in ihrer Ausgabe vom 27. Jänner 1927 schildern: „Nur die mutigsten Gemsjäger wagen sich in diese von Rissen und Spalten durchzogene wilde Bergwelt und wissen nicht genug von den Verwüstungen zu erzählen, die das abbröckelnde und sich zu Tal schiebende Gestein und die Erdmassen hervorrufen. Oftmals hatte sich dort binnen Monaten die Gegend so verändert, dass sie selbst die geübtesten Jägeraugen nicht gleich wiedererkennen konnten“.

Ein Felskörper hat sich vom restlichen Berg abgesetzt

Bis heute ist die Vorbergreise nicht zur Ruhe gekommen. Vereinzelt stürzen immer wieder Felsen und Steine talwärts, wie frische Anbrüche und Spuren zeigen. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts beschreibt Grabherr am oberen Rand des Bergsturzes einen Geländestreifen, der sich vom Berg abgesetzt hat und dem er prophezeit, dass er ebenfalls einmal abstürzen wird. Bis heute hat sich dieser Streifen am Berg gehalten, aber möglicherweise ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch dieser Teil in das Voldertal hinunterstürzt.

Die Köhlereien im Voldertal

Riesige vor sich hinrauchende Holzstöße haben über Jahrhunderte das Bild des Voldertales geprägt. Holz für die Saline in Hall dürfte schon im 13. und 14. Jahrhundert aus dem Voldertal geliefert worden sein. Nachrichten über Köhlereien im Voldertal gibt es seit dem 16. Jahrhundert. Beliefert wurde aber nicht nur die Saline sondern auch die Metallindustrie, wie etwa das Hüttenwerk in Mühlau.

Auf den Melkböden gab es früher noch Wald und auch Kohlemeiler

Laut Walter Grabherr wurden schon Mitte des 16. Jahrhunderts die Voldertaler Wälder überwiegend zur Holzkohlenerzeugung herangezogen. Kohlemeiler gab es im Voldertal an verschiedenen Plätzen. Die höchst gelegenen waren im Bereich der Melkböden auf 2.200 Meter zu finden. Dort wo heute kein Baum mehr wächst, war im späten Mittelalter Wald. Auch die Steinkasernalm lag mitten im Zirbenwald. Bäume in steilen Schrofen oberhalb der Alm zeigen noch heute an, wo früher die Waldgrenze gelegen haben muss, so etwa im Bereich von 2.200 Meter. Oberhalb der Melkböden gab es auch damals keinen Wald mehr.

in den unzugänglichen Schrofen oberhalb der Steinkasern-Alm haben sich Reste des Baumbestands erhalten

Doch nur ein Teil des Holzes dürfte wie auf den Melkböden gleich an Ort und Stelle zu Kohle gemacht worden sein. Teilweise wurde das Holz auf dem Voldertalbach bis nach Volders transportiert. Dazu gab es drei Klausen, die das Wasser stauten und dann mit dem Schwall den Transport der Stämme ermöglichten. Die Holztrift in dem stark verblockten Bach muss eine recht mühsame Angelegenheit gewesen sein.

Hier gab es die oberste Klause

Die oberste Klause befand sich am heutigen Klausboden auf etwa 1.820 Metern Seehöhe. Noch heute sind letzte Reste des Bauwerks an der Engstelle im Bach wenige Meter vor der Steilstufe nach Schwarzbrunn hinunter zu erkennen.

Möglicherweise sind das die letzten Überreste der alten Anlage zur Holztrift

Eine weitere Klause gab es bei der nächsten Verebnung auf etwa 1.600 Metern Seehöhe bei Schwarzbrunn. Der Name „Schwarzbrunn“ hat ebenfalls wieder mit der Köhlerei zu tun. Das Wasser hier floss zwischen der Quelle und dem Brunnen durch die schwarzen Holzkohleschichten. Durch die filtrierende und absorbierende Wirkung der Kohle dürfte laut Grabherr das hier ohnehin schon sehr mineralstoffarme Wasser eine besondere Reinheit erlangt haben. Das Wasser war bis ins 20. Jahrhundert für Heilzwecke hoch geschätzt und fand auch im Volderwildbad Verwendung.

Hier etwa könnte sich die Klause von Schwarzbrunn befunden haben

Eine dritte Klause gab es im Bereich der Horberaste, also wo heute das Dörfl liegt, wenige hundert Meter von der Naturfreundehütte taleinwärts.

Im Bereich des heutigen Dörfls gab es ebenfalls eine Klause

Kohlemeiler gab es im Voldertal neben den Melkböden oder Schwarzbrunn noch an vielen weiteren Stellen, etwa am Klausboden, unterm Spitzwald, bei der ehemaligen Nößlachalm, im Bereich der Kohler-Aste sowie vor und nach der Stiftsalm.

Am Großvolderberger Gemeindemeiler

Oberhalb von Volderwildbad, direkt an der Straße in Richtung Krepperhütte, lag linkerhand auf 1.200 Metern Seehöhe der mächtige Gemeindemeiler vom Großvolderberg. Heute ist der ganze Hügel völlig von Fuchs- oder Dachsbauten durchzogen, die Tiere finden in dem weichen Material paradiesische Bedingungen zum Graben vor. Doch auch an anderen Stellen im Tal findet man immer wieder schwarze Böden mit Holzkohleresten wie etwa vor der Plattner-Aste oberhalb der Voldertalhütte.

Auch hier vor der Plattner-Aste könnte es einen Kohlemeiler gegeben haben

Die meisten Kohlemeiler gab es laut Grabherr westlich vom Voldertalbach, weil hier der Talweg verlief. Die Meiler waren rund und das Holz wurde aufgestellt. Sie hatten zwei genormte Größen, die von der Saline vorgegeben wurden. Ein Meiler brannte in etwa 20 bis 22 Tagen aus und lieferte 9.250 Kubikfuß Holzkohle. 150 Arbeitsschichten waren für einen solchen Meiler notwendig.

Der von Tieren bewohnte Gemeindemeiler Großvolderberg

Besonders ab 1760 herrschte in Tirol ein großer Mangel an Holz und Holzkohle. Die Kohle produzierenden Bauern wurden in dieser Zeit des Mangels zu eigenen Kohlbauern-Interessentschaften zusammengefasst. Zum Vermeilern nahmen sie alles mögliche her. So soll es im 18. Jahrhundert bei Schwarzbrunn noch viele Zuntern gegeben haben, die hier heute komplett fehlen und vermutlich vermeilert wurden. Ich habe im Voldertal überhaupt erst einen einzigen nennenswerten Bestand an Zuntern gefunden, nämlich nordwestlich vom Malgrübler auf etwa 2.200 Metern Seehöhe.

Um den Wald zu schonen wurden nach Möglichkeit überständige und dürre Zirben vermeilert

Die Köhlerei und Holzgewinnung im Voldertal wirkt sich heute noch auf die Landschaft aus, so weisen etwa die Zirbenbestände aufgrund früherer Kahlschläge stellenweise ein recht gleichmäßiges Alter auf oder sie fehlen ganz, wie auf den Melkböden. Im hinteren Voldertal vom Klausboden bis zu den Melkböden dürfte der geschlossene Wald im Spätmittelalter 300 bis 400 Höhenmeter weiter hinauf gereicht haben als heute.

Zuntern sind heute im Voldertal eine Seltenheit, teilweise vielleicht auch wegen der Köhlerei

Ab 1780 stellte die Saline Hall von Holz auf Braunkohle um. Damit war auch das Ende für die großen Köhlereien im Voldertal angebrochen. Einige Bauern gaben die Köhlerei nicht gleich auf und belieferten noch Metall- und Handwerksbetriebe mit ihrer Holzkohle. 1894 wurde im Voldertal die letzte Köhlerei stillgelegt. Für die Kohlebauern, die für ihre Holzkohle bar ausbezahlt wurden, war die Umstellung zurück zum rein landwirtschaftlichen Betrieb eine harte Zeit, zumindest berichteten das die letzten noch lebenden Kohlebauern dem Autor Walter Grabherr. Diese letzten beiden Bauern sind 1946 beziehungsweise 1951 verstorben.

Quelle:

Grabherr Walter, Beiträge zur Waldgeschichte des Voldertales bei Hall in Tirol. In: Tiroler Heimatblätter, Jg. 40, Innsbruck 1965, 4–9

Was vom alten Voldertal-Kraftwerk blieb

Seit 1912 wird das Wasser des Voldertalbachs zur Stromerzeugung genutzt. 1909 wurde mit dem Bau des ersten Kraftwerks begonnen, 1978 wurde es abgerissen, da 1966 ein neues Kraftwerk errichtet worden war. Dennoch sind auch heute noch ein paar Überreste vom alten Kraftwerk zu finden.

Betonierter Wasserauslass und Wasserrinne
Der Wasserablass vom ehemaligen Kraftwerk zum Voldertalbach

Beim Abtragen des Gebäudes in der Rafflerschlucht unter dem Schloss Friedberg dürfte ganze Arbeit verrichtet worden sein. Bis auf die Reste der Zuleitung und den Wasserablass zum Voldertalbach hinunter ist da kaum mehr was zu finden.

Bild des ehemaligen Voldertalkraftwerks
Das ehemalige Kraftwerk im Raffler (Bild: Foto Stockhammer)

Deutlich mehr zu sehen gibt es weiter oben im Bereich der Wasserfassung auf etwa 750 Metern Seehöhe in Falllinie unter dem Gehöft Horber. Am leichtesten zu erreichen ist sie, wenn man vom alten Volderwildbadweg kurz vor der ersten kleinen Brücke durch den Wald rechts hinunterklettert.

Alter Volderwildbadweg
Kurz vor der Brücke geht es steil durch den Wald hinunter zu der ehemaligen Wehranlage

Das Gelände hier ist allerdings ziemlich steil und rutschig und auch der Bereich rund um die Wasserfassung eine heikle Angelegenheit.

Wasserfassung des Alten Voldertalkraftwerks
Blick auf den ehemaligen Staubereich

Hier findet man die Überreste der Wehranlage zur Ableitung. Senkrechte Metallschienen an den Mauern zeigen, wo sich das Schütz befunden hat, das den Bach aufgestaut hat.

Metallschienen beim ehemaligen Wehr der Wasserfassung des Alten Voldertalkraftwerks
An dieser Stelle dürfte sich das Schütz befunden haben

Rechts vom ehemaligen Schütz hinunterschauend sieht man den Beginn des Druckstollens, der zum etwa 150 Höhenmeter tiefer und einen Kilometer nördlich liegenden Kraftwerk führte.

Beginn des Druckstollens
Der Beginn des Druckstollens

Unterhalb des ehemaligen Wehrs stürzt das Wasser einige Meter in die Tiefe, an einer Seite überwindet eine gestufte Betontreppe das Gefälle. Es sieht aus wie eine Fischtreppe, ich bin mir aber nicht sicher, ob sie wirklich zu diesem Zweck errichtet wurde.

Wasserfassung des Alten Voldertalkraftwerks
War das eine Fischtreppe?

Unterhalb des Wasserfalls sind zwei aus Steinen errichtete Mauern quer über den Bach, wobei bei der oberen mehr oder weniger nur mehr die Fundamente zu sehen sind.

Alte Mauern bei der Wasserfassung des Alten Voldertalkraftwerks
Die beiden Mauern und die „Fischtreppe“

Die untere, leicht geschwungene Mauer ist relativ intakt und überspannt noch heute den ganzen Bach.

Alte Mauer
Die etwas geschwungene untere Mauer

Der Bach selbst fließt heute durch eine Öffnung am Fuß der Steinmauer hindurch.

Wasserfassung des Alten Voldertalkraftwerks
Der Bach fließt unter der Mauer durch

Vom Kraftwerk selbst ist heute nichts mehr zu sehen, das Kraftwerk konnte mit seinen drei Generatoren eine Leistung von etwa 1.000 KW erreichen, das ist etwa ein Siebtel dessen, was das heutige Voldertalkraftwerk der Hall AG leistet, das aber mit 658,5 Metern fast die viereinhalbfache Fallhöhe besitzt.

Maschinenraum des Alten Voldertalkraftwerks
Die Maschinenhalle im alten Voldertalkraftwerk (Bild: Foto Stockhammer)

Was im Bereich des alten Voldertalkraftwerks noch zu finden ist, sind Betonsockel mit Resten der Druckrohrleitung.

Durchblick durch ein Fragment der Druckleitung des alten Voldertalkraftwerks
Hier verlief die Rohrleitung

In einem Fall ist die Leitung, die durch den Betonsockel hindurchführte, noch gut zu sehen.

Blick durch einen Rest der Rohrleitung

Quellen und weitere Infos:

Karl Wurzer: Elektrische Energie aus dem Voldertalbach. In: Tiroler Chronist 2015/2, S. 34ff.

Informationen zum neuen Voldertalkraftwerk von der Hall AG

Runde über die Halsmarter

Das Voldertal bietet überraschend viele Möglichkeiten für kleine Wanderungen und Spaziergänge – vor allem wenn man die diversen Schleichwege kennt. Wie etwa bei einer Wanderung vom Volderwildbad zur Halsmarter hinauf und von dort hinunter zur Voldertalhütte.

Wegkreuz bei Volderwildbad
Bei diesem Wegkreuz geht es links durch den Wald hinauf

Gleich zu Beginn kann ein Abschneider einiges an Weg ersparen. Man nehme vom Volderwildbad den Fahrweg nach Windegg. Doch nur für die ersten fünfzig Meter.

Steig im Wald bei Volderwildbad
Der Schleichweg durch den Wald hinauf

Bei einem Wegkreuz geht es auf einem unmarkierten Steig links durch den Wald hinauf. Nach etwa zehn Minuten kommt man so auf einen Karrenweg.

Schild "Junker Rudi Steig" auf einem Baum
Der Junker Rudi Steig ist vor allem ziemlich steil

Nun links weiter in Richtung Stiftsalm und vor Beginn der Almwiese rechts über den „Junker Rudi Steig“. 200 Höhenmeter geht es da ziemlich steil hinauf. Kurz bevor der Steig den Sattel am Tulferberg erreicht, kommt der Weg beim überhängenden Mariaschrofen vorbei. Hier ist auch die Gedenkstätte an den Haller Kooperator Josef Lambichler, errichtet von Gerhard Plank. Die Marienstatue in der Grotte wurde noch von Lambichler selbst gestiftet.

Marienstatue mit Blumen in der Grotte beim Marienschrofen im Voldertal
Die Muttergottes in der Mariengrotte

Vom Sattel geht es dann links weiter, teilweise über Forstwege, Steige oder auch weglos bis zur Halsmarter.

Blick über den Richtfunkturm am Tulferberg hinüber zum Karwendel mit dem Hochnissl
Blick zurück zum Richtfunkturm der Post vor dem Hochnissl gegenüber im Karwendel

Kurz davor noch der Kugelwald, heute Anfang Mai, nach einem Wintereinbruch mit Schnee geschmückt.

Kugelwald im Schnee
Der Kugelwald heute in Weiß

Von der Halsmarter dann weiter auf einer Straße zum grimmig dreinschauenden Hexnbrünndl.

Hexe als umgedrehter Baumstrunk als Wasserspender bei einem Brunnen
Das Hexnbrünndl

Über einen Steig und dann eine Straße geht es hinunter zur Nagelaste, von der es nur mehr zehn Minuten zur Voldertalhütte hinüber sind.

Hütten der Nagel-Aste im Voldertal
Die Nagel-Aste

Von der Voldertalhütte zurück empfehle ich zuerst den Weg auf der linken Bachseite an der Edenhaus-Aste vorbei. Nach ein paar hundert Meter auf der Voldertalstraße kommt man über eine Brücke dann auf die rechte Talseite.

Fußgängerbrücke über den Voldertalbach
Blick zurück auf die Brücke über den Voldertalbach

Vor allem wenn viel los ist auf der Voldertalstraße, hat man es hier etwas ruhiger. Heute erlebe ich hier eine kleine Überraschung. Den tonnenschweren Felsblock, der jahrelang bedrohlich über dem Bach hing, hat es erwischt. Er liegt abgestürzt im Bach.

Heruntergestürzter Felsblock liegt im Voldertalbach
Jetzt liegt im Bach…
Susanne Hammer bei einem Gipfelkreuz
…was vor Kurzem noch darüber war

Ein bisschen weiter unten, knapp nach der Gamsbach-Brücke, lieben vor allem Kinder den langgezogenen Moränenhügel zwischen der Forststraße und dem Voldertalbach. Er ist mit einem dichten Netz von kleinen Steiglein überzogen und im Sommer lässt es sich hier wunderbar Heidelbeeren pflücken.

Zum Schluss noch etwas Persönliches: Bei diesem Gang im Voldertal war auch die Trauer mein Begleiter. Meine Frau Susanne ist im März am Hohen Seeblaskogel in den Stubaier Alpen mit einer Schneewechte in den Tod gestürzt. Ich war mit ihr unterwegs und auch mich hat es beinahe in die Tiefe gerissen.

Meine Frau Susanne, † 19. März 2019

Auch im Voldertal waren wir viel gemeinsam unterwegs. Bei aller Trauer bin ich auch dankbar für alles, was ich mit ihr erlebt habe. Ich bin gewiss, dass sie ihren Platz bei Gott hat, der die Erfüllung aller menschlichen Sehnsucht ist.

Die Geologie des Voldertals

Ein Architekt kann ein Haus aus Holz, Stein oder Beton planen. Das Ergebnis wird verschieden sein. So bestimmen auch die Gesteine die Gestalt der Berge und Täler. Grund genug, das Baumaterial des Voldertals, seine Geologie, in den Blick zu nehmen. Fast das ganze Voldertal gehört zum „Innsbrucker Quarzphyllit“. Doch hier wartet schon der erste Fallstrick: Auch wenn der Quarzphyllit ein Gestein ist, bezeichnet „Innsbrucker Quarzphyllit“ genau genommen kein Gestein, sondern eine geologische Einheit, in der verschiedene Gesteine vorkommen können. Selbstredend nimmt der Quarzphyllit einen großen Teil davon ein, aber genauso kommen hier etwa Marmor oder Grünschiefer, sogenannte „Prasinite“, vor.

Weiterlesen „Die Geologie des Voldertals“

Das Tor zum Voldertal

Eine Betonmauer mit einem eisenbewehrten Durchlass stemmt sich den Felsblöcken entgegen, die der Bach immer wieder aus dem Voldertal mitreißt. Über uns thront das Schloss Friedberg. Wir sind ganz am Anfang des Voldertals. Ein Rundgang verschafft viele Eindrücke. Weiterlesen „Das Tor zum Voldertal“